Hier finden Sie Stellungnahmen und Verlautbarungen der Aktion Arbeit im Bistum Trier:
Veröffentlichungen
Zukunftsfähiger Arbeitsmarkt - Langzeitarbeitslosigkeit als strategisches Entwicklungsfeld für Unternehmen und Politik
Der zunehmend prekäre Arbeitskräftemangel in Deutschland führt zu enormen Anspannungen im Arbeitsmarkt und unterstreicht die Notwendigkeit, alle vorhandenen personellen Reserven zu aktivieren. Zugleich sind fast eine Million Personen seit einem Jahr oder länger als Arbeitslose im Leistungsbezug. Eine durchgreifende Lösung für dieses Problem zu finden, wird immer dringender – zumal zugleich ein gesellschaftlicher Missstand von erheblicher Dimension angegangen wird. Wir haben hierzu einen Vorschlag erarbeitet, den Sie dem Papier entnehmen können. Es ist an der Zeit, das eingefahrene „Kästchen-Denken“ zu beenden und auf Basis einer ganzheitlichen volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise Lösungsstrategien anzugehen.
TAFF Broschüre
Nicht nur die Rückmeldungen zu den vielen unbesetzten Ausbildungsstellen und dem Fachkräftemangel haben uns im Jahr 2019 dazu bewogen, die Kampagne „TAFF – Talente flexibel fördern“ durchzuführen.
Insbesondere ging es uns hierbei um die vielen jungen Menschen, denen aus den unterschiedlichsten Gründen der Weg in ein existenzsicherndes Berufsleben nicht gelingt.
Gemeinsam mit erfahrenen Beschäftigungsträgern im Bistum Trier haben wir überlegt, was zu tun ist. Daraus entstanden sind sechs Modellprojekte, in denen die Beschäftigungsträger Unterstützungsangebote konzipieren und ausprobieren konnten, die über das hinausgehen, was in den Maßnahmen der Agentur für Arbeit vorgegeben ist.
Hierbei haben wir große Solidarität erfahren von den Menschen in unserem Bistum, die für die Finanzierung dieser Maßnahmen gespendet haben. Unterstützt hat uns auch unser Bischof, Dr. Stephan Ackermann als Schirmherr der Kampagne. Er hat alle Spenden für TAFF aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls verdoppelt.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Projekten haben wir zusammengetragen und daraus resultierende Handlungserfordernisse formuliert. Das Ergebnis dieser Arbeit finden Sie in unserer Broschüre.
Konzept "Integrierter Arbeitsmarkt"
Auch an Missstände kann sich eine Gesellschaft gewöhnen. Über Jahre gleichbleibende Meldungen eines
immer gleichen Problems werden irgendwann nur noch achselzuckend zur Kenntnis genommen. Eine
merkwürdige Mischung aus Resignation und Gleichgültigkeit stellt sich ein.
Zu dieser Art von Missständen gehört in Deutschland die Langzeitarbeitslosigkeit. Abgesehen davon,
dass die Flüchtlingsthematik nun schon lange erhöhte Aufmerksamkeit beansprucht, wird zur Lage des
Arbeitsmarktes eigentlich nur noch wahrgenommen, dass die Zahl der Erwerbstätigen eine Rekordhöhe
erreicht hat und praktisch Vollbeschäftigung herrscht. Dass seit vielen Jahren rund eine Million Menschen
länger als ein Jahr arbeitslos sind und keine der zahlreichen Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik daran
etwas zu ändern vermochte – daran haben wir uns im öffentlichen Diskurs irgendwie gewöhnt.
Langzeitarbeitslosigkeit ist ein ungeliebtes, ein beschämendes Thema. Vor allem aber ist es eine
menschliche Tragödie, die zum massenhaften Schicksal geworden ist. Langzeitarbeitslosigkeit ist
außerdem sehr teuer. Sie kostet unsere Volkswirtschaft Jahr für Jahr rund 20 Milliarden Euro. Wir nehmen diese Dimension des Problems und den darin zum Ausdruck kommenden drängenden Handlungsbedarf kaum noch zur Kenntnis.
Bericht "Zukunftswerkstatt SGB II" (Teilhabe in der Grundsicherung)
Die außerordentlich geringe Arbeitslosenzahl, die Rekordzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse und der ansteigende Fachkräftemangel prägen heute die Wahrnehmung des Arbeitsmarktes.
Es gibt aber auch eine andere Rekordmarke: Die Chance, als ein von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenener Mensch wieder Arbeit zu finden, war noch nie so schlech wie heute.
Christen kann diese Tatsache nicht gleichgültig sein. In ihrem Glaubensbuch, der Bibel, heißt es klar: "Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!" (Psalm 82,3).
Ja, es geht auch hier um Recht und Gerechtigkeit. Wir müssen die Menschen wahrnehmen, die abgehängt und von der Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander ausgeschlossen werden. So lange es so viele Langzeitarbeitslose gibt und Kinder als Armutsrisiko gelten, ist auch in unserem reichen Land noch viel zu tun.
Die Aktion Arbeit im Bistum Trier und die Evangelische Kirche im Rheinland sind seit vielen Jahren Akteure in der Arbeitsmarktpolitik mit jeweils eigenem Fonds zur Förderung von Projekten in den Bereichen Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung von langzeitarbeitslosen Menschen.
Endstation Arbeitsgelegenheit?!
Die Schicksale von Millionen arbeitslosen Frauen und Männern zeigen auf dramatische Weise, dass menschliche Arbeit mehr ist als nur Broterwerb. Aus biblischer Perspektive ist menschliche Arbeit Teilnahme am schöpferischen Handeln Gottes und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Darin liegen Würde und Wert aller Arbeit. Darum soll es nach unserer Auffassung keine Arbeitsmarktordnung geben, die die menschliche Würde durch strukturellen Ausschluss beschädigt. Wenn wir den grundlegenden Schutz der menschlichen Würde wirklich ernst nehmen, darf unsere Gesellschaft nicht nachlassen, passgenaue Arbeitsangebote für solche Menschen zu entwickeln, deren Talente ohne Assistenz nicht zum Tragen kommen können.
Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Trier unterstützen aus diesem Grunde seit 30 Jahren mit ihren Arbeitslosenfonds die Bemühungen von Arbeitsloseninitiativen und Beschäftigungsgesellschaften um Integration von Arbeitslosen in Arbeit.
Trotz der aktuell günstigen Arbeitsmarktlage haben sich aber insgesamt die Chancen, auch jene Menschen in Arbeit zu bringen, die durch mehrfache Einschränkungen am Rande stehen, nicht verbessert. Im Gegenteil: Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt sich in einer Arbeitswelt mit stetig steigenden Anforderungen.